Pflegegrade – Pflegequalität…das ist die Realität
Am 21. März stellte Professor Dr. Albert Brühl die Ergebnisse seiner Studie „Pflege in Baden-Württemberg“ im Haus der Pflege vor.
Die DRK Heidenheim Pflegedienste gGmbH hatten mit ihren drei Einrichtungen an der Studie teilgenommen. In der Studie wurde über 48 Stunden die Zeit erfasst, die das Pflege- und Betreuungspersonal tatsächlich am oder mit den Bewohnern verbringt. Zeiterfasser waren Schüler des sozial-wissenschaftlichen Gymnasiums der Maria-von-Linden Schule Heidenheim. Zu Beginn der Veranstaltung berichtete Jonas Herkommer über den Ablauf der Zeiterfassung und über die Erfassung der für die Studie notwendigen Qualitätsindikatoren.
Im Anschluss ging Professor Brühl ausführlich auf die Ergebnisse seiner Studie ein. Die erfasste Pflegezeit wurde mit den Pflegegraden der Bewohner in Verbindung gesetzt. Bekommen Bewohner deren Pflegegrad höher ist auch mehr Zeit, als Bewohner mit einem niedrigeren Pflegegrad? Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass genau dies nicht der Fall ist. Die Pflegegrade können die unterschiedlich erfassten Zeiten der Bewohner nicht erklären. So kann es sein, dass Bewohner in Pflegegrad 2 mehr Zeit bekommen als Bewohner in Pflegegrad 5. Da mit den Pflegegraden die Personalausstattung der Pflegeeinrichtungen bestimmt wird führt dies zu großen Ungerechtigkeiten im System. Leben viele Bewohner mit Pflegegrad 2 in einer Einrichtung, haben diese weniger Personal zur Verfügungen als Einrichtungen mit vielen Bewohnern in den Pflegegraden 4 oder 5. Gleichzeitig können diese Bewohner in Pflegegrad 2 aber viel mehr Zeit benötigen als die Bewohner in den Pflegegraden 4 oder 5.
Die Unterschiede in der zur Verfügung stehenden Zeit innerhalb der Einrichtungen durch dieses fehlerhafte System lassen sich nicht durch Eingriffe in die Organisationsformen der Einrichtungen ausgleichen. Zu beherrschend ist der Faktor der Personalausstattung. Gründe hierfür seien zum einen das Instrument zum Messen der Pflegebedürftigkeit. Dieses ist fehlerhaft und nicht geeignet um Pflegebedürftigkeit zu messen. Zum anderen ist der Begriff Pflegequalität nach Professor Brühl nicht ausreichend geklärt und beschrieben. Sowohl zur Klärung des Begriffs und Messung der Pflegebedürftigkeit als auch zur Darstellung was Pflegequalität wirklich ist, sind seiner Aussage nach langfristige Studien notwendig.
Dennoch wird sich in naher Zukunft vermutlich nichts ändern, da dieses System als Steuerungsinstrument für die Verteilung der zu Verfügung stehenden Ressourcen gut geeignet ist.